Wie der Vater so der Sohn. Zweiter Elektroniker in der Familie

Wie der Vater so der Sohn. Zweiter Elektroniker für Geräte und Systeme in der Familie


Als Paul Blüml im November 2015 zur erweiterten Berufsfindung und Arbeitserprobung ins Berufsförderungswerk (BFW) München kam und ihm die Umschulung zum Elektroniker für Geräte und Systeme empfohlen wurde, erlebte seine Familie eine Neuauflage: Erst fünf Jahre zuvor hatte auch sein Vater, Paul Blüml Senior, die Elektronik-Ausbildung in Kirchseeon durchlaufen. Die Geschichte der in Cham im Bayerischen Wald lebenden Familie gipfelte am Ende darin, dass Vater und Sohn nun auch in derselben Firma arbeiten. Aber wie kam es dazu?


Blüml Junior ist gelernter Bäcker. Diesen Beruf übte er zwar mit Leidenschaft, aber letztlich nur acht Jahre aus: Bereits mit 22 Jahren wurden Zysten in seinen Nasennebenhöhlen entdeckt, aufgrund derer er kaum mehr Luft durch die Nase bekam. Mehrere Operationen an der Nase, inklusive Begradigung der Nasenscheidewand waren die Folge. Doch seine Nase hat sich nie regeneriert, wodurch er in seinem Beruf fast täglich mit Nasebluten zu kämpfen hatte. Seine Nase kann sich nicht mehr selbst befeuchten und ist bis heute überempfindlich. „Ich gehe nie ohne eine Packung Taschentücher aus dem Haus“, erzählt Blüml. Bei Staub, Parfümgeruch oder Kleinteilen in der Luft muss er niesen und hat Schmerzen. Die Nase läuft, immerhin blutet sie nicht mehr. Aber die Tätigkeit in der Backstube wurde unter diesen Umständen eine Qual und letztlich undenkbar. Die Agentur für Arbeit Schwandorf genehmigte Blüml die Umschulung in einem Berufsförderungswerk. Sein Vater empfahl ihm das BFW München, in dem er selbst sehr gute Erfahrungen gemacht hatte.


„Die Umschulung ist kein Zuckerschlecken“, sagt Blüml Junior. Die Qualifizierung zur Elektrofachkraft sei eine Herausforderung gewesen. Aber nachdem er diese theoretische Basis endlich verstanden hatte, hätten sich seine Noten enorm verbessert und seine Freude an der Ausbildung wuchs, insbesondere dank der „SPS-Programmierung“, der speicherprogrammierbaren Steuerung. „Am meisten Spaß macht es mir, Platinen bzw. Programme selbst zu erstellen. Aus den Fehlern, die man in der Eigenentwicklung anfangs womöglich macht, lernt man viel.“


Das Praktikum absolvierte er bei der Zoller Elektronik AG. Die Firma mit Hauptsitz im oberpfälzischen Zandt hat in Deutschland ca. 5000 Mitarbeiter und ist spezialisiert auf den Bau von Elektronik-Platinen aller Art, z. B. für die Automobil- oder Flugfahrtindustrie. Eingesetzt wurde Blüml hauptsächlich im Prüffeld, wo er Platinen auf ihre Funktion hin testete und ggf. nach der Fehlersuche die Reparatur der defekten Komponenten vornahm. In einer Halle des Werkes Altenmarkt I werden z. B. Platinen für Kameras in Flugzeugen getestet. „Vorher konnte ich mir nicht annähernd vorstellen, wie viele Kameras es in einem Flugzeug gibt“, staunt Blüml.


Noch vor Abschluss seiner Umschulung im BFW München konnte er sich die Festanstellung bei der Zoller Elektronik AG sichern, bei der er in direktem Anschluss startet – und zwar genau wie sein Vater im Werk Altenmarkt II. Blüml Senior hatte nach einem Hinterwandherzinfarkt umschulen müssen. „Er hat viel lernen und sich richtig reinknien müssen“, sagt Blüml. „Mir hingegen liegt die Elektronik mehr im Blut. Durch die Ausbildung habe ich aber auch persönlich viel gelernt. Ich bin z. B. ruhiger geworden – zuvor war ich sehr hektisch und konnte nicht stillstehen.“


Während sein Vater als Reparateur arbeitet, wird Blüml als Prüftechniker für Platinen für die Automobilindustrie eingesetzt. Langfristig kann er sich auch eine Weiterbildung vorstellen: „Vielleicht werde ich noch Techniker oder Ingenieur für Elektronik“, überlegt er. Noch lieber aber wäre es ihm, wenn sich sein Wunsch von einer eigenen Familie bald erfüllt.