Vom Baggerfahrer zum Industriekaufmann

„Mit 42 Jahren noch einmal eine Ausbildung machen, ist schon eine ‚Hausnummer‘. Da habe ich von Anderen viel Respekt bekommen, denn in der Hauptschule gab es sowas wie Buchhaltung nicht“, erzählt Franz Rauner, ehemaliger Rehabilitanden-Sprecher im BFW. „Für mich war klar: Im Büro arbeiten ist nichts für mich, denn ich war als Straßenbauer ja immer draußen“, fährt er fort.

Eigentlich wollte er Bautechniker werden, doch das Assessment im BFW in Kirchseeon hatte Industriekaufmann als beste Wahl für ihn ergeben. Und so startete Franz Rauner nach einem Reha-Vorbereitungslehrgang seine Umschulung zum Industrie­kaufmann.

Er habe sehr viel lernen müssen, erinnert er sich. „Ich habe nächtelang gebüffelt und war so bestens auf die Prüfungen vorbereitet. Mir gefiel es, etwas Neues zu lernen, und das Sportangebot im BFW. Ich ging zum Zumba und zum Schwimmen, und dann kam ja leider Corona.“ Sechs Monate im Home-Schooling während der Pandemie seien für alle psychisch eine schwierige Zeit gewesen: „Kein Sport, nichts. Und Erfolgskontrollen gingen ja im Home-Schooling während Corona auch nicht. Also wurden wir per Teams und Kamera zusammengeholt und dann lief es“, erzählt der damalige ­Sprecher der Reha-Teilnehmer.

Die letzten Monate der Hauptmaßnahme konnte er wieder zurück ins Internat im BFW. Dann wurde alles wieder besser. „Ich hatte mir in der Zeit ein Azubi-­Ticket der Deutsche Bahn geholt,“ erzählt er, „und in meiner Freizeit die ganze Umgebung, von München bis Starnberg, Tutzing und Chiemsee bereist.“ Das sei eine tolle Gelegenheit gewesen. Aber wie kam es zu der Umschulung für Franz Rauner?

„Doppelter Bandscheibenvorfall“, antwortet er. Es folgten 17 Wochen Krankenhausaufenthalt und medizinische Reha für den früheren Vorarbeiter im Straßenbau. „Danach durfte ich nichts mehr tragen oder heben, also musste ich umschulen. Natürlich war das zu guter Letzt eine positive Wendung, wenn man so will. Ich war 20 Jahre Baggerfahrer und bin jetzt im Vertrieb für Baumaschinen tätig, habe einen sicheren Arbeitsplatz und eine Tätigkeit, die mir Spaß macht.“

Ein Klassenkamerad im BFW hatte ihn bei der Eder GmbH Profitechnik, seinem jetzigen Arbeitgeber, empfohlen. Wenige Tage später stellte er sich dort vor und wenige Wochen darauf, im August 2022, fing er dort seine neue Stelle an. Die Eder GmbH ist als Spezialist für Profitechnik und die Automobilbranche mit circa 2.000 Mitarbeitern an 23 Standorten bundesweit vertreten. Herr Rauner ist im Außendienst und viel unterwegs.

„Ich bin dort jetzt im Vertrieb sehr gut aufgehoben. Das ist mein Job. Ich kann mir meine Zeiten einteilen und bin sehr frei. Natürlich gibt es auch stressige Situationen, wie Vertragsverhandlungen oder Reklamationen. Für alle Knackpunkte bin ich der erste Ansprechpartner“, erzählt er. Er habe seine Festkunden, mache aber auch Kaltakquise. Er müsse auch auf Zuruf schnell reagieren. „Ich kümmere mich um Finanzierungen, Leasing, Langzeitmiete, All-in-One-Pakete für Land-, Baumaschinen, Fahrzeugbau, für Profi-Baumärkte etc. Ich muss auch eigene Angebote stellen, weil ich weiß, was der Kunde braucht. Da kommen mir meine jahrelangen Erfahrungen mit Baumaschinen zugute. Das kaufmännische Know-how für Kalkulationen, Margen errechnen etc. habe ich hier im BFW gelernt." Gerade im kaufmännischen Bereich sei das BFW sehr stark, endet Herr Rauner.

Es sei eine sehr gute Zeit hier für ihn im Internat im BFW gewesen und komme – so wie zum Interviewtermin – immer wieder gern vorbei, um Hallo zu sagen. Schließlich stand er als Sprecher der Rehabilitanden stets im intensiven Austausch mit hiesigen Ansprechpartnern und halte den Kontakt zu ihnen.

„Ich würde jedem Neuling hier raten, seine Ziele nie aus den Augen zu verlieren. Dafür muss man aber auch etwas tun. Wenn man etwas will, dann schafft man alles.“ Davon sei er überzeugt.

Die nächste Ausbildung zur/m Industriekauffrau,-mann startet am 24. Januar 2024. Der entsprechende Reha-Vorbereitungslehrgang beginnt am 25. Oktober 2023.

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