Staffelstab-Übergabe (Teil 2)

„Die Arbeit des Speditionskaufmanns ist wirklich sehr interessant, und da steckt auch jede Menge Herzblut drin“, erzählt Fritz Eiglsperger. Der Senior Speditionskaufmann hat die Zollabteilung der Schletter Solar GmbH komplett neu aufgebaut. Seine Aufgabe bei dem Anbieter für Solarmontagesysteme war die zollspezifische Koordination aller weltweiten Exportlieferungen des Unternehmens. Jetzt befindet sich Herr Eiglsperger im Ruhestand, denn – siehe Dezember-Ausgabe der „Durchstarten!“ – seine Position übernimmt der BFW-Absolvent Andreas Rauch­fuß, der indes bereits die schriftlichen Abschlussprüfungen zum Kaufmann für Spedition und Logistikdienstleistungen bestanden hat. – Herzlichen Glückwunsch für diese erste Etappe. Aber zurück zum Senior Fritz Eiglsperger.

Vor zwanzig Jahren hatte Herr Eiglsperger die gleiche Ausbildung am BFW absolviert wie sein junger Nachfolger jetzt. Eiglsperger war damals 43 Jahre alt. „Ich war total begeistert, dass man mit Mitte 40 noch einmal die Chance bekommt, etwas Fundiertes lernen zu können“, sagt er rückblickend. Doch wie kam es dazu?

Fritz Eiglsperger war ursprünglich gelernter Automecha­niker, bevor er im Alter von 20 Jahren einen schweren Motorradunfall hatte, der verschiedene körperliche Beein­trächtigungen für ihn nach sich zog. Danach hatte sich der Vater von drei Kindern zwanzig Jahre lang mit verschie­denen Tätigkeiten „irgendwie durchs Leben gewurstelt“, wie er sagt. Zehn Jahre davon besaß er ein Transportun­ternehmen, das sich mit Einführung des österreichischen Nachtfahrverbots jedoch nicht mehr lohnte. Es folgte ein Job in der Schreinerei seines Bruders, bis er mit 43 Jahren doch noch einmal durchstartete und für eine Umschulung zum Speditionskaufmann an das BFW München kam. „Die Ausbildung im BFW war in allen Bereichen eine positive Erfahrung“, erzählt er. Die dortige Struktur und das Ein­fühlungsvermögen der einzelnen Ausbilder hätten ihm besonders gefallen. Denn so einfach war der Einstieg für ihn nicht. „Am Anfang war es richtig hart“, gesteht er. Einen Reha-Vorbereitungskurs gab es damals zum Glück auch schon, um seine Schulkenntnisse aufzufrischen. Mit mona­telangem Fleiß und Ehrgeiz konnte er eine solide Grund­lage für den Beginn seiner Ausbildung im September 2001 schaffen.

Als Familienvater pendelte er. Von vier bis sechs Uhr mor­gens lernte er jeden Tag, fuhr dann 50 km von seinem Wohnort zum Unterricht ins BFW. Am Abend ging es wieder nach Hause, um sich mit um seine zwei Töchter und seinen Sohn zu kümmern. „Meine Frau hat mir in der Zeit kom­plett den Rücken gestärkt“, gesteht er sehr anerkennend. Er war auch allgemein sehr dankbar, denn eigentlich war es seine letzte Chance, noch einmal voranzukommen, da man bei dem Konzept der Weiterbildung, das die Rentenversi­cherung in Kooperation mit dem BFW anbietet, eben auch seine Familie ernähren konnte, was anderenfalls ja kaum möglich gewesen wäre.

Nach seinem Abschluss im April 2004 arbeitete er zunächst bei einigen „mehr oder weniger guten“ Speditionen, bis er schließlich mittels Initiativbewerbung zur Firma Schletter GmbH kam. „Dort befand sich der Export gerade stark im Aufbau, und ich kam quasi als der Mann der Stunde, so dass es plötzlich Schlag auf Schlag ging“, erklärt Herr Eiglsperger die Ausgangsituation dort. Er machte daraufhin jede nur denkbare Weiterbildung und war schließlich – nicht zuletzt aufgrund des im BFW erworbenen guten Basiswissens – in der Lage, dort eine leistungsfähige Zollabteilung aufzu­bauen. Mehr noch: Von 2005 bis 2019 saß der längst erfah­rene Experte mit seinen BFW-Ausbildern Martina Hoffart und Gerald Haupt im Prüfungsausschuss für Speditions­kaufleute der IHK. Und auch heute ruht sich der umtriebige Speditionskaufmann nicht aus, sondern betreibt zusam­men mit seiner Frau eine eigene Zollagentur (www.xport­customs.de) – sehr erfolgreich natürlich.

Dass es diese vielen möglichen Richtungen im Speditions­geschäft gibt, hätte er zu Beginn seiner Ausbildung nicht gedacht. Bei Speditionskaufmann dachte er an „sowas wie Dauerstress in Dispositionsabteilungen“. Die Realität sei ganz anders – viel interessanter und vielseitiger.

Was er heute angehenden Speditionskaufleuten am BFW auf dem Weg geben würde? „Strengt Euch an, seid aufmerksam, nehmt alles mit und nutzt diese einmalige Chance!“