Als Matthias Tomp seine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker begann, war für ihn klar: Das ist sein Traumberuf. Doch eine Verletzung an der rechten Hand stellte seine berufliche Zukunft auf die Probe. „Ich habe schon während meiner Lehrzeit erfahren, dass meine rechte Hand verkürzt ist“, erzählt er. „Trotzdem wollte ich unbedingt weitermachen. Ich war ja mit Leib und Seele Mechaniker.“
Seine rechte Hand war an einer ganz speziellen Stelle gebrochen – betroffen war der sogenannte Diskus, ein Drehgelenk der Hand, ähnlich wie der Meniskus im Knie. Dort verlaufen sämtliche Bänder und Sehnen. „Mein Handgelenk war einfach nicht mehr stabil, und so habe ich mich kurz vor dem ersten Corona-Lockdown operieren lassen.“ Dummerweise hatte er da auch gerade seinen Arbeitsplatz verloren. Das war eine schwierige Zeit – alles passierte gleichzeitig.
Nach der OP wusste Matthias Tomp zunächst nicht, wie es beruflich weitergehen sollte. „Ich habe meinem Berater vom Arbeitsamt gesagt, dass ich mit der operierten Hand in dem Bereich gar nicht mehr arbeiten kann.“ Daraufhin wurde er an einen Amtsarzt vermittelt. „Der hat sich nur meine Befunde angeschaut – kontaktlos – und meinte sofort: ‚Sie brauchen eine Umschulung, anders funktioniert das nicht.‘ “
Eine andere Möglichkeit wäre gewesen, den Meister im Kfz-Bereich zu machen. Doch Tomp wollte etwas Neues versuchen. Über das Arbeitsamt wurde ihm das BFW München empfohlen. „Ich bin dann zum Infotag hingefahren und habe mich dort mit einem Ausbilder unterhalten. Das Gespräch war super, ich habe mich richtig verstanden gefühlt – und da war für mich klar: Ich mach das – eine Umschulung zum Feinwerkmechaniker, Schwerpunkt Feinmechanik.“
Zu Beginn im BFW wohnte Tomp im Internat. „Aber wegen der ganzen Corona-Regeln war das irgendwann einfach zu viel“, sagt er. „Da ich nicht so weit weg wohne und gerne Auto fahre, bin ich dann lieber jeden Tag gependelt.“
Die Ausbildung selbst hat ihm sehr gut gefallen. „Ein bisschen schade war nur, dass unser damaliger Ausbilder während unserer Zeit in Rente ging. So ein Wechsel ist für die Teilnehmer nicht immer leicht. Und dann kam auch noch Corona dazwischen. Wir hätten weiterhin so viel Lernstoff und Praxiswissen aufnehmen können, aber die Zeit war einfach zu knapp.“ Trotz aller Umstände zieht er ein positives Fazit: „Das Ganze war eine coole Geschichte! Ich habe wahnsinnig viel gelernt – fachlich, aber auch persönlich.“
Sein Pflichtpraktikum absolvierte Matthias Tomp im Bereich Spritzguss. „Ich durfte beim Elektrodenfräsen mitarbeiten – das ist eine Art Grafitbearbeitung im High-End-Performance-Bereich – und auch beim Spritzguss dabei sein.“ Die Arbeit gefiel ihm so gut, dass ihm die Firma im Anschluss eine Stelle anbot, doch beim Gehalt waren sie sich leider nicht einig geworden.
Nach dem Abschluss seiner Umschulung fand Matthias Tomp schnell wieder Anschluss an die Arbeitswelt. Über einen Personaldienstleister, der bereits mit seinen Eltern zusammengearbeitet hatte, kam er zu einem mittelständischen Betrieb, der auf Motorsport spezialisiert war. „Das passte perfekt zu mir – da konnte ich meine beiden Leidenschaften verbinden: Metallbearbeitung und Autos. Besser geht’s nicht!“ Leider war das Glück nicht von Dauer – die Firma geriet in Insolvenz.
Heute arbeitet Matthias Tomp erfolgreich und mit Leidenschaft bei HAWE Hydraulik, einem international tätigen Familien unternehmen. Das Unternehmen entwickelt kompakte und effiziente Hydrauliksysteme, die in Windrädern, Baufahrzeugen oder auch Operationstischen zum Einsatz kommen. „Ich war früher schon einmal bei HAWE, damals in der Montage. Jetzt bin ich in der Schleiferei, also in der internen Fertigung.“ Vom Hilfsarbeiter zum Facharbeiter – eine Erfolgsgeschichte, die zeigt, wie aus Rückschlägen Chancen werden.
Rückblickend ist Matthias Tomp überzeugt, dass die berufliche Reha für ihn genau richtig war. „Ich würde jedem, der in einer ähnlichen Situation steckt wie ich damals, raten: Schaut euch alles genau an! Man kann sich neu orientieren, dazulernen – und am Ende hat man sogar eine Doppelqualifikation.“ Wichtig sei, dass man etwas findet, das zu einem passt. „Ob körperlich oder geistig – man muss sich mit seiner Arbeit wohlfühlen.“
Die nächste Ausbildung zum/r Feinwerkmechaniker/-in, Schwerpunkt Feinmechanik, beginnt am 04.02.2026. Der nächste Reha-Vorbereitungslehrgang startet am 05.11.2025
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Vom Rückschlag zum Neustart