Auf sein Herz gehört: Der zweite Traumjob
Mit einer Ausbildung zum Koch hat André Keitel seine ersten Schritte ins Berufsleben begonnen. „Ich habe jahrelang als Koch gearbeitet und dabei alle möglichen Erfahrungen gesammelt – von der Arbeit in Kantinen über Partyservices bis hin zu vielen Überstunden.“ Nach einer verschleppten Lungenentzündung wurde bei Keitel Ende 2015 festgestellt, dass seine Herzleistung nur noch 14 % betrug. Das war ein riesiger Schock für ihn! „Ich verbrachte zwei Wochen auf der Intensivstation und war insgesamt ein Jahr zu Hause, davon drei Monate auf Reha. Während dieser Zeit musste ich eine sogenannte Life-Vest tragen – eine Weste mit Elektroden, die bei Herzstillstand einen Stromschlag abgibt." Diese Weste musste er so lange tragen, bis seine Herzleistung wieder bei mindestens 30 % lag.
Dann kam der Termin mit der Rentenversicherung. „Die Rentenversicherung begründete den Vorschlag für eine Umschulung damit, dass die Belastungen als Koch – wie Kälte im Kühlhaus, Hitze, und Dampf – für meine Gesundheit ungünstig wären. Mein behandelnder Arzt riet ebenfalls davon ab, diesen Beruf weiterhin auszuüben.“ Nach einem interessanten Infotag im BFW München entschied sich André Keitel für die Umschulung, zunächst mit einer Erprobungsphase in verschiedenen Berufen und Bereichen. „Ich brauchte etwas Praktisches, bei dem ich mit Menschen arbeiten konnte – eine kaufmännische Ausbildung wäre nichts für mich gewesen." Er entschied sich dann die für die Umschulung zum Arbeitspädagogen.
Die Ausbildungszeit im BFW München war für André Keitel eine prägende Phase. „Ein besonderes Ereignis kann ich nicht herausheben, da alles sehr professionell ablief." Sein Pflichtpraktikum hat er in verschiedenen Werkstätten absolviert.
„Zu meiner Stelle als Arbeitspädagoge bei der Lebenshilfe Werkstatt München kam es so, dass ich zunächst in die hauseigene Kaffeerösterei "MOCCASOLA - Die kleine Rösterei" hineingeschnuppert habe. Damals arbeitete mein Kollege, der übrigens auch im BFW München die Umschulung gemacht hat, noch alleine dort. Diese Abteilung mit der Rösterei war gerade in der Entwicklungsphase mit einem Verkaufsanhänger, Catering und anderen Projekten. Eigentlich habe ich mich für eine Stelle in der Küche beworben, doch ein anderer Kollege hat mich für die Kaffeerösterei vorgeschlagen. Die Geschäftsführung empfand mich auch als passend für die Position.“
Die Lebenshilfewerkstatt München ist ein Arbeitgeber für Menschen mit Behinderung und ermöglicht ihnen die Integration in das Arbeitsleben. In Putzbrunn sind etwa 120 bis 130 Menschen mit Behinderung beschäftigt, die als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter benannt werden. Zudem arbeiten dort rund 30 bis 35 Angestellte. „Als Gruppenleiter sind meine Hauptaufgaben das Rösten des Kaffees und das Bedienen der Röstmaschine. Ein weiterer zentraler Aspekt meiner Arbeit ist die pädagogische Betreuung, die die Koordination und Planung von Catering, Marktauftritten und Dienstplänen umfasst."
Schon vor Beginn seiner Reha war André Keitel davon überzeugt, dass die Umschulung eine gute Entscheidung ist und der Ausbildungsberuf zum Arbeitspädagogen der richtige für ihn wäre. „Dieser Job ist nach dem Koch mein zweiter Traumjob! Das Thema Kaffee begeistert mich sehr, ebenso wie die Arbeit mit den Menschen. Kein Tag ist wie der andere – es gibt immer etwas Neues und immer eine andere Geschichte.“
Wenn André Keitel jemandem begegnen würde, der gerade am Anfang seiner Reha im BFW steht und möglicherweise Zweifel hat, würde er ihm oder ihr raten, offen für Neues zu sein. „Diese Einstellung ist entscheidend. Aus meiner eigenen Erfahrung habe ich gelernt, dass Offenheit den Weg für positive Veränderungen ebnet. Der Rest wird sich dann mit der Zeit ergeben."
Informationen zur Ausbildung Arbeitspädagogin / Arbeitspädagoge Reha finden Sie hier: LINK