Wenn Worte nichts bewirken: Andere Wege mit ELAN

Shettypony „Balu“ und Haflingerstute „Foxy“ bewirkten wahre kleine Wunder: Teilnehmer des Projektes „ELAN“ kamen mit hängenden Schultern zum Pferdehof und gingen voller Stolz und erhoben Hauptes. Sie erlebten mit den Pferden ihre eigene Selbstwirksamkeit.

Die meisten von uns kennen die Situation: Man bekommt Tipps über die Lebensgestaltung, die zwar irgendwie mit der eigenen Fragestellung zu tun haben, aber doch nicht ins Schwarze treffen. Oft stecken wir diese Vorschläge als gut gemeinte Ratschläge weg und können doch mit einer Mischung aus guter Intuition, Informationen und hilfreicher Beratung einen guten (Lebens)weg finden.

Was aber tun, wenn Erfahrungen stark verletzend waren, die Einschränkungen unglaublich gravierend sind und Worte nicht mehr helfen? Stefanie Hottarek, Fallmanagerin im Projekt „ELAN“ am Berufsförderungswerk (BFW) München, ist mit ihren Teilnehmern einen besonderen Weg gegangen. Sie begleitete sie zum „pferdegestützten Coaching“, einem Coaching der besonderen Art, das nur wenige Worte benötigt.

Das Projekt „ELAN“ hat zum Ziel, Langzeitarbeitslose auf ihrem Weg zurück in ein Arbeitsverhältnis auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu unterstützen. Es ist speziell für reha-bedürftige Langzeitarbeitslose konzipiert, also für Kunden der Jobcenter, die ALG II erhalten. Viele dieser Frauen und Männer möchten gerne wieder arbeiten, benötigen aber besondere Unterstützung dabei, wieder Fuß im Erwerbsleben fassen.

ELAN ist ein Projekt des Bundesprogramms „rehapro”, mit dem durch „innovative Wege zur Teilhabe am Arbeitsleben” die berufliche Rehabilitation gestärkt werden soll. Alle regionalen Rentenversicherungsträger in Bayern beteiligen sich an ELAN, das vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert und vom Institut für empirische Sozialforschung (IfeS) der Universität Erlangen-Nürnberg wissenschaftlich begleitet wird. Das Projekt lief im Februar 2021 im BFW München in den Geschäftsstellen München und Augsburg sowie im Haupthaus in Kirchseeon an.

Auf einem Pferdehof in Hohenbrunn wurde Hottareks Gruppe von Ursula Haupt begrüßt. Sie ist systemische Coach und speziell ausgebildet für pferdegestütztes Coaching. Nach einer kurzen Einweisung ging es in die Halle, wo die Teilnehmer ihre Aufgaben erhielten. Diese wurden von Runde zu Runde anspruchsvoller: Zuerst ging es „nur“ darum, die Pferde zu führen. Später sollten sie durch einen selbstgebauten Parcours geführt werden und die Teilnehmer mussten sich untereinander abstimmen.

Für die ELAN-Teilnehmer hatte das Coaching unterschiedliche Wirkung: Der positive Effekt wurde u. a. an einer Veränderung der Körperhaltung sichtbar. Zwei Teilnehmerinnen waren mit hängenden Schultern gekommen und haben den Pferdehof stolz und aufrecht, mit erhobenem Haupt verlassen.

Ein anderer Teilnehmer hatte im Vorfeld viel Respekt vor der Größe der Pferde und war danach ganz gelöst, als er auf das Shettypony Balu traf. Er konnte erfahren, dass die Realität oft nicht das bietet, was man erwartet: Erst war das Pony kein großes Pferd, aber im Laufe des Coachings stellte sich heraus, dass die etwas größere Haflingerstute Foxy deutlich ruhiger und leichter zu führen ist.

Ein weiterer Teilnehmer entdeckte, was alles in ihm steckt, und sagte anschließend: „Eigentlich habe ich alles in mir. Ich muss es nur raus lassen.“ Beim Pferdeführen wird schnell deutlich, wie wichtig es ist, Grenzen zu setzen und mit den eigenen Kräften zu haushalten. Pferde sind wirksam als Feedback-Geber, da sie auf die kleinsten Körpersignale reagieren. Im pferdegestützten Coaching spiegeln sie den Teilnehmern wortlos, aber mit unbeschreiblicher Klarheit das eigene Verhalten wider. Sie zeigen die eigenen Stärken und Schwächen auf.

Teilnehmer können Feedback der Pferde häufig gut annehmen, da es völlig wertneutral ist und auf einer Erlebensbasis vermittelt wird. Ursula Haupt festigte lediglich mit einigen wenigen, gezielten Worten das Erlebte. Worte verfliegen, aber das Erleben des Feedbacks hat eine langanhaltende und überzeugende Wirkung. Auch für die ELAN-Teilnehmer im BFW München.