Vom Elektroinstallateur zum Projektmanager

„Ich kann mich noch gut an einige Ausbilder erinnern. Darunter war ein Dozent, der sehr gern Leberkässemmeln gegessen hat“, beginnt Sven Zehrer auf heitere Art zu erzählen. „Das war ja in den 90er Jahren. Die Dozenten waren durch die Bank sehr kompetent, freundlich und zum Teil auch fordernd, was ich persönlich sehr gut fand“, fährt der 50-Jährige mit kräftiger Stimme fort. Sofort entsteht eine Vorstellung, wie der heutige Projektmanager auf dem Werksgelände der Engel Deutschland GmbH agiert und seine Aufgaben angeht.

Sein Unternehmen, für das er seit knapp zehn Jahren arbeitet, ist Marktführer in der Herstellung von Spritzgießmaschinen für die Kunststoffverarbeitung, denn, ob Zahnbürste, Armatur oder Medizinprodukt – alles in Kunstsoff muss erst einmal über Spritzgussverfahren in seine Formen gebracht werden – und hierbei ist die Schließkraft bei Spritzgießmaschinen eine wichtige Kenngröße: „Unsere Spritzgießmaschinen beginnen bei einer Schließkraft von 28 t bis zu 5.500 t“, erklärt er enthusiastisch. Mit der Schließkraft wird der Druck aufgebaut, der die beiden Hälften des Werkzeugs aneinanderpresst. Umso stärker die Schließkraft ist, desto größere Kunststoffteile kann eine Spritzgießmaschine herstellen. „Wir sind mit neun Produktionswerken in 85 Ländern mit über 6.500 Mitarbeitern weltweit vertreten. Der Hauptsitz befindet sich in Österreich, wir haben aber weitere Niederlassungen bei Hannover, Hagen, Stuttgart und Nürnberg, die viele interessante Stellen zu vergeben haben.“ Er selbst ist für die Niederlassung in Nürnberg tätig.

Zu seinen Aufgaben dort als Projektmanager gehört der reibungslose Ablauf der Installation der Neumaschinen – von der Vorabnahme im Stammwerk bis hin zur betriebsbereiten Übergabe vor Ort beim Kunden. „Ja, hin und wieder kommt sehr viel Stress auf, aber die Abwechslung und die Herausforderungen lassen den Job nie langweilig werden“, resümiert er sichtlich zufrieden. Aber zurück zum Umschüler Sven Zehrer in den 90ern.

Eigentlich war er gelernter Elektroinstallateur, doch nach vier Jahren Tätigkeit in dem Beruf fing seine Gesundheit plötzlich an zu streiken, so dass er beruflich etwas Anderes machen musste. Doch was? Seine neue Tätigkeit sollte weiterhin etwas mit Elektronik zu tun haben und da bot sich ihm das Angebot zur Weiterbildung als Industrieelektroniker des BFW München als ideale Lösung an. Damals hieß die Ausbildung noch so. Erst seit 2004 bietet das BFW den Elektroniker für Geräte und Systeme und seit 2010 den Industrieelektriker für Geräte und Systeme an. Die Umschulung Herrn Zehrers zum Industrieelektroniker dauerte von Mai 1996 bis Juli 1998. Zuvor hatte er einen dreimonatigen RVL-Kurs absolviert, um sein Schulwissen wiederaufzufrischen.

„Nach drei Monaten Pendeln, habe ich dann ein Zimmer mit einem Kollegen direkt im BFW bekommen und nach circa sechs Monaten bekam ich sogar ein Einzelzimmer.“ Im Internat zu bleiben war für ihn, trotz seiner Familie zuhause, die bessere Wahl. So konnte er sich vollkommen auf die Umschulung konzentrieren. „Die Ausbildung fand ich um einiges besser als den Standard-Blockunterricht in der normalen beruflichen Ausbildung. Da blieb viel mehr hängen.“ Auch den Zusammenhalt im Internat fand er sehr gut: „Wir konnten uns dort gut austauschen und noch unklare Themen klären. Das hauseigene Schwimmbad trug maßgeblich zur Entspannung bei, und in der Kantine gab es immer gutes Essen“, erinnert er sich.

Die Vermittlung der ersten Stelle nach seiner Reha-Ausbildung ergab sich schon im Praktikum bei der VS Sensorik GmbH, so dass er gleich nach der Ausbildung wieder erwerbstätig wurde. Nach knapp 12 Jahren in verschiedenen Unternehmen als Servicemonteur oder -techniker machte er sich im technischen Dienstleistungssektor selbstständig. In der Zeit begann er, Aufträge für die Firma Engel anzunehmen, die ihm sehr bald eine Festanstellung als Servicetechniker und drei Jahre später die Position des Projektmanagers anbot.

„Ich habe für mich genau den Job gefunden, den ich immer haben wollte.“ Auf die Frage, ob er sich das vor seiner Umschulung im BFW gedacht hätte, antwortet er: „Ehrlich gesagt, nein. Vorab hatte ich keinerlei Erwartungen. Das BFW ist meiner Meinung nach die erste Wahl für eine berufliche Neuorientierung – sei es aufgrund körperlicher oder anderer Einschränkungen. Hier wird einem der Wiedereinstieg oder der Neuanfang so leicht wie möglich gemacht. Sicherlich muss man selbst auch etwas dafür tun, aber kontinuierliches Arbeiten und persönlicher Einsatz bringen einen dahin, wo ich jetzt angekommen bin. Am Ende zählt das Ergebnis. Also, alles mitnehmen, was angeboten wird. Das Durchhalten wird belohnt.“

Die nächste Ausbildung zum Industrieelektriker für Geräte und Systeme beginnt am 05. Juli 2023.

 

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