Skispringlegende Hannawald zu Gast im BFW

„Psychische Erkrankungen dürfen kein Tabu-Thema mehr sein. Es ist wichtig, damit offen umzugehen und einen gesellschaftlichen Diskurs dazu anzustoßen“, erklärte Skispringlegende Sven Hannawald vor gut 100 Gästen von mehr als 60 Unternehmen.

Der Ausnahmesportler stand im Mittelpunkt des 20. Unternehmerabends zum Thema „Die psychische Gesundheit im Arbeitsleben", zu dem das Berufsförderungswerk München und die AOK Bayern am 27. April 2023 eingeladen hatten.

„Ich spürte eine unendliche Erschöpfung, mein Körper konnte und wollte nicht mehr. Ich fuhr dann in den Urlaub und kam gefühlt noch erschöpfter zurück“, begann Hannawald seinen Leidensweg zu erläutern. Ein Arzt diagnostizierte ihm einen Burnout, woraufhin ein Klinikaufenthalt unausweichlich wurde. Im Anschluss wurde Hannawald klar, dass er grundlegende Veränderungen in sein Leben bringen musste.

Sven Hannawald gewann 2002 als erster Skispringer alle vier Springen der Vierschanzentournee. Er war vierfacher Weltmeister, Olympiasieger im Team und Deutschlands Sportler des Jahres. Doch das Ausnahmetalent konnte dem eigenen Erfolgsdruck nicht standhalten. 2005 beendete er seine Karriere, nachdem er an Burnout erkrankte.

„Immer mehr Menschen leiden unter Stress und psychischen Erkrankungen wie Burnout, die ihren Ursprung oft in der Arbeitsbelastung haben“, erklärte BFW-Geschäftsführer Günther Renaltner in seiner in Begrüßung an die Gäste, die sich in der BFW-Aula einfanden.

„Waren es früher vor allem Personen mit somatischen Problemen, die für eine berufliche Rehabilitation in das BFW kamen, sind es heute vor allem Personen mit psychischen Leiden“, fuhr Renaltner fort. Der Trend sei alarmierend, daher sei es wichtig, sich mit den Herausforderungen auseinandersetzen und für Menschen mit psychischen Erkrankungen Lösungen anzubieten, die ihnen die Teilhabe am Arbeitsleben ermöglichten, so der Geschäftsführer.

Für die AOK Bayern sprach Bernhard Frey, Leiter der Geschäftsstelle Ebersberg. Er hob die langjährige gute Zusammenarbeit zwischen der AOK Bayern und dem BFW München hervor: „Der 20. Unternehmerabend. Das hört sich schon gut an“, erklärte er gegenüber dem Publikum enthusiastisch und übergab das Mikrofon an Dr. Christine Kapaun, Ärztin im BFW.

„Die Erwartungen an Mediziner und Psychologen hinsichtlich einer Prävention seelischer Problematiken sind groß. Der starke Zuwachs an Personen, die entsprechende Unterstützung und letztendlich Heilung benötigen, nimmt uns als Ärzte akut in die Pflicht“, verdeutlichte die Fachärztin die Dringlichkeit des Handelns.

„Burnout ist ein körperlicher und emotionaler Erschöpfungszustand, der als eine Art Notbremse des Gehirns fungiert“, ergänzte Cristina Sanz-Albanese, Abteilungsleiterin der Psychologie im BFW. Um die Symptome dieser ernstzunehmenden psychischen Erkrankung zu erkennen, müssten konkrete Fragen gestellt werden.

Im weiteren Verlauf des Vortrags stellte sie einen klassischen Entwicklungszyklus vor, der jedem Burnout typischerweise vorangeht. Daher sei es so wichtig, alarmierende Symptome rechtzeitig zu erkennen.

„Heute achte ich auf regelmäßige Pausen, die ich auch konsequent einhalte“, führte Hannawald seinen Umgang mit der Erkrankung weiter aus. „Ich weiß genau, was mich triggert und was nicht“, sagte er und gab weitere wertvolle Anregungen für Stress- und Burnout-Prävention. „Für jeden Einzelnen ist es wichtig, eigene Strategien zu entwickeln, damit ein Burnout keine Chance hat“, so Hannawald und warb für den offenen Umgang mit psychischen Erkrankungen.

In der abschließenden Diskussionsrunde konnten die Gäste ihre Fragen an ihn stellen. Ein Highlight waren ein anschließendes Fotoshooting, das der charismatische Spitzensportler mit interessierten Gästen durchführte, sowie die Ausstellung von Autogrammen.

Am späten Abend gingen die Gäste zum gemütlichen Ausklang mit Schmankerln aus der BFW-Küche über. Die Veranstalter zeigten sich sehr zufrieden mit der Resonanz des Abends.

Seit 2009 veranstalten das Berufsförderungswerk München und die AOK Bayern die Unternehmerabende in Kirchseeon. Weitere Kooperationspartner sind das IHK-Gremium und die Kreishandwerkerschaft in Ebersberg. Ziel ist es, Unternehmen, Führungskräfte und Arbeitnehmer/innen aus verschiedenen Branchen mit Wissen aus den Themenfeldern Arbeit, Gesundheit, Kommunikation und Wirtschaft zu stärken.