Neue Niere, neuer Beruf, neues Glück

„Ich fand es toll, dass er im Vorstellungsgespräch so offen mit seinem Handicap umgegangen ist“, sagt Stefan Kirner, Geschäftsführer der AS LED Lighting GmbH. Im September 2021 stellte er Ernesto Felix Calderon ein. „Wir sind sehr zufrieden mit seiner Leistung und freuen uns, ihn im Team zu haben.“ Die Firma mit Sitz in Penzberg entwickelt und produziert lang­lebige, nachhaltige LED-Leuchten „Made in Germany“ für Industrie, Gewerbe, Gesundheitswesen und Sport.

Calderons Handicap ist eine chronische Niereninsuffizienz, die ihn 2016 fast aus dem Leben riss: Nach einem Montageeinsatz in Jordanien brach er zusammen, denn schließlich ­versagten beide Nieren. Helfen konnte ihm zum Glück eine Nieren­lebendspende durch seine Mutter. „Ich musste danach über drei Monate liegen“, erzählt er. Ein Einschnitt für ihn und ein Wendepunkt für sein bis dato durchaus „bewegtes“ Leben.

Calderon wurde in der Dominikanischen Republik geboren und wuchs dort auf. Mit 12 Jahren kam er mit seiner Mutter und den Geschwistern nach Deutschland, das niederbayerische Eggenfelden wurde seine neue Heimat. Im späteren Berufsleben blieb sie allerdings lediglich „Home-Base“: Mehr als 15 Jahre lange war er als Monteur immer wieder für ca. drei Monate im Einsatz und baute, zuletzt als Vorarbeiter, weltweit Photovoltaikanlagen auf. 

Die weitere Ausübung des Berufs war nach der OP ausgeschlossen. Mit der Unterstützung des VdK stellte Calderon einen Antrag auf berufliche Rehabilitation, den die Deutsche Rentenversicherung genehmigte. 2018 kam er zur Berufsfindung und Arbeitserprobung ins Berufsförderungswerk (BFW) München. „Ich wollte unbedingt mit meinen Händen arbeiten,“ erzählt er. „Elektronik hat mir auf Anhieb am besten gefallen. Und bis heute bin ich einfach total fasziniert von ihr! Schließlich hat alles auf der Welt mit Elektronik zu tun und ohne sie funktioniert nichts — weder Leuchte, noch TV, Computer oder Auto.“ 

Im Reha-Vorbereitungslehrgang konnte er seine Schulkenntnisse auffrischen und sich nach der langen Krankheitsphase wieder in den geregelten (Ausbildungs-) Alltag einfinden. Als Internatsbewohner fand er Gefallen an der Gemeinschaft unter den gleichgesinnten Rehabilitanden im BFW. Mit dem neu entstandenen Freundeskreis nutzte er gerne die Annehmlichkeiten des Schwimmbads und Fitnessstudios. Zumindest bis Corona dazwischenfunkte. 

„Aber es funkte trotzdem“, schmunzelt Calderon. Schließlich hat er im BFW nicht nur einen guten Berufsabschluss als Industrieeletriker für Geräte und Systeme erzielt, sondern auch eine neue Liebe in einer angehenden Kauffrau für Büromanagement gefunden. Deshalb ging's nach dem BFW auch nicht zurück nach Niederbayern, sondern in die Heimat der Freundin, nach Oberau im oberbayerischen Zugspitzland. 

Von dort ist es ein Katzensprung zum neuen Arbeitsplatz, wo Calderon LED-Lampen nach Bestückungsplan zusammenbaut: „Ich richte die Komponenten her und baue die Module in das Gehäuse ein. Anschließend setze ich das Netzteil in die Leuchte ein und verdrahte sie mit dem LED-Modul. Nach der VDE-­Prüfung folgt das Labeling und die Verpackung der Ware.“

Sein Handicap schränkt ihn kaum ein: „Nur mein Blutdruck darf nicht zu hoch werden“, sagt Calderon. Er ist glücklich — über seinen Gesundheitszustand dank der neuen Niere und in seinem neuen Beruf als Industrieelektriker. Sein Rat:„Nehmen Sie Ihr Schicksal an und sträuben Sie sich nicht dagegen.“

Unsere nächsten Elektronik-Hauptkurse starten am 6. Juli.