Mit Kommunikations- und Begeisterungsfähigkeit in die IT

Mit dem Headset im Ohr telefoniert Michael Milerferli (41) in der Event-Halle auf dem Firmengelände der MAWOH GmbH in Karlsfeld. Einen eigenen Schreibtisch hat und will er nicht. Manchmal „erwischen“ ihn seine Kollegen auch bei einem Spaziergang. „Mein Smartphone ist das einzige Arbeitsgerät, das ich brauche“, sagt der Münchener. „Und die allermeisten meiner Projekte und anstehenden To-dos habe ich im Kopf“.

Milerferli ist seit 2018 Chief Technology Officer. Aus Überzeugung verzichtet er auf die Nennung seiner Funktion in der E-Mail-Signatur. Für ca. 70 Personen hat er zum gegenwärtigen Zeitpunkt die Führungsverantwortung. Wertschätzend spricht er von ihnen ausnahmslos als „Kollegen“. „Gute Führung bedarf sehr guter Kommunikation“, meint er.

Seine ausgezeichneten rhetorischen Fähigkeiten rührten von seiner Vergangenheit in der Gastronomie her, sowie von Fortbildungen und Projektaufgaben. „Ein Nerd im klassischen Sinn bin ich definitiv nicht“, schmunzelt Milerferli. Mit Mitte 20 hatte er im Berufsförderungswerk (BFW) München umgeschult – und die Chance ergriffen, sein Hobby von klein auf zum Beruf zu machen. Nach der Abschlussprüfung zum „IT-System-Elektroniker“ im Juli 2007 entschied sich der Sohn einer Gastronomen-Familie bewusst gegen eine erneute Selbstständigkeit – und stattdessen für das Vertragsangebot von MAWOH-Geschäftsführer Martin Wohlert. „Für die Chance und das Vertrauen, das er mir gegeben hat, bin ich bis heute sehr dankbar.“

Die MAWOH GmbH ist ein unabhängiger IT-Security Dienstleister und Managed Service Provider. Das Portfolio reicht von Beratung und Planung über Installation und Wartung bis hin zum Management, Monitoring und Betrieb von Kundeninfrastrukturen. „Die meisten unserer Kunden sind DAX-Konzerne“, so Milerferli. MAWOH berät sie hinsichtlich ihrer IT-Strategie im Bereich von Netzwerken und Web Services.

Als Berufseinsteiger nach dem IHK-Abschluss war Milerferli für MAWOH Systemhaus zunächst im Bereich Schulen und öffentliche Einrichtungen sowie Medien tätig und betreute u. a. Mailserver und Firewalls von Fernsehsendern. Später kümmerte er sich als Projektleiter um Webserver und deren Absicherung bei internationalen Automobilkonzernen. Mit Pandemiebeginn rückten große Projekte, z. B. VPN-Anbindungen, für Kunden aus der Telekommunikationsbranche in den Vordergrund.

Gerade Krisenzeiten verdeutlichten dem Technischen Direktor die Notwendigkeit guter Kommunikation: „Für die Kollegen in der Kundenbetreuung, die die allgemeine Bedrücktheit und angespannte Stimmung spüren, sind Kommunikationsschulungen unerlässlich“, meint er. Viele in seinem Team seien Quereinsteiger: „Gute IT-ler zeichnen sich neben ­Fachkenntnissen durch Leidenschaft für den Beruf aus. Wem ein gewisses Maß an Neugier und vor allem die Begeisterung fehlt, hat es schwer.“

Regelmäßig leisten BFW-Umschüler in den IT-Berufen ihr externes Firmenpraktikum bei MAWOH ab. Seine eigene berufliche Rehabilitation in Kirchseeon hat Milerferli in guter ­Erinnerung: „Im BFW habe ich das grundlegende Handwerkszeug für meine Karriere gelernt“, sagt er. „Danach war das Meiste learning by doing.“ Und genau das erwartet er auch von seinem Team: „Ich komme erst ins Spiel, wenn die Kollegen nicht weiterkommen und Themen an mich eskalieren. Auch wenn es mir manchmal schwerfällt, die Hände rauszulassen – auch sie lernen aus den eigenen Fehlern am besten.“

Nach der Neuordnung der Unternehmensstruktur als Groß­projekt der vergangenen Jahre zählt Milerferli heute Krisenmanagement, Nachwuchsförderung und Employer Branding zu seinen Hauptaufgaben. Das letzte große Mitarbeiterevent vor Corona hatte er persönlich organisiert und dabei für alle gekocht. „Während der Pandemie haben wir Plattformen geschaffen, die den vermeintlichen Mangel an Sozialkontakt kompensieren und u. a. mit Videokonferenzen den Zusammenhalt unter den Kollegen reorganisiert.“

Sein soziales Bewusstsein zeigt sich aktuell auch bei der anvisierten intensiven Kooperation zwischen MAWOH und dem BFW: Milerferlis Kollegen könnten als Dozenten gemäß dem Motto „Praxiserfahrung aus erster Hands“ Rehabilitanden im BFW künftig Einblicke in den Berufsalltag in modernen IT-­Unternehmen geben.

Die Frage nach dem Erfolgsrezept für seine beeindruckende Karriere weiß Milerferli leicht zu beantworten: „Ganz ­einfach: Ich höre zu. Und ich nehme aus allen Gesprächen das Beste mit.“

Die nächsten Hauptkurse in unseren IT-Ausbildungsberufen starten am 6. Juli 2022.