In Teilzeit zur Expertin für die Gesundheit der Füße

Wenn bestimmte persönliche Voraussetzungen die Teilnahme an einer Umschulung in Vollzeit unmöglich machen, kann eine Teilzeitausbildung eine Lösung sein. Im Berufsförderungswerk (BFW) München geht das derzeit in den Berufen „Kaufmann/-frau für Büromanagement“ sowie „Podologe/in“.

Ende Juli wird die erste Teilzeit-Klasse an der Berufsfachschule für Podologie im BFW zur staatlichen Abschlussprüfung antreten. Der Kurs POD TZ 09 war im September 2019 gestartet. Die tägliche Ausbildungszeit dauert von 8:00 bis 12:05 Uhr, sodass der Berufsabschluss innerhalb von drei Jahren erreicht wird.

Maria Huber wurden infolge ihrer gesundheitlichen Probleme von der Agentur für Arbeit Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben genehmigt. Im BFW absolvierte sie eine Berufsfindung und Arbeitserprobung. Nach den Testungen ergab sich für sie grundsätzlich ein breites Auswahlspektrum an Berufen, als Alleinerziehende kam aber ausschließlich eine Ausbildung in Teilzeit in Frage. „Als ich in das Berufsbild Podologin reingeschnuppert habe, war ich wirklich begeistert“, erinnert sie sich.

Podologen betreiben medizinische Fußpflege und sind vor allem in der Behandlung von Diabetes unersetzlich. Sie erkennen eigenständig pathologische Veränderungen, die ärztlicher Behandlung bedürfen. Körperlich stellt der reha-gerechte Beruf nur geringe Anforderungen: Die Arbeiten werden wechselnd im Stehen und im Sitzen ausgeübt. Voraussetzung ist jedoch eine genaue Beobachtungsgabe, um Veränderungen am Fuß zu erkennen. Zudem ist Fingerfertigkeit und handwerkliches Geschick im Umgang mit Pinzette, Nagelschere und anderen Feingeräten nötig. Außerdem dürfen keine Allergien gegen Desinfektionsmittel bestehen.

„Von der Zukunftsfähigkeit dieser Ausbildung war ich von Anfang an überzeugt“, sagt Huber. „Aber auch in Teilzeit ist eine Umschulung als Alleinerziehende kein einfacher Weg. Mein Kind hat für mich oberste Priorität.“ Entsprechend sei ihr Tagesablauf ausgerichtet und sie nutze nach Möglichkeit die Fahrt mit der S-Bahn zum BFW und zurück zum Lernen. Wenn die Betreuungszeit im Kindergarten am Nachmittag endet, ist Huber voll und ganz Mutter. Die Unterlagen schlägt sie dann wieder auf, wenn der Nachwuchs am Abend schläft.

Hubers Fleiß und Strebsamkeit wird mit sehr guten Leistungen und Noten belohnt. Während viele ihrer Kurskollegen bereits zuvor in der Fußpflege tätig waren, schafft sie es mit Bravour, sich als Quereinsteigerin ohne Vorkenntnisse zu beweisen.

Während der Umschulung müssen die angehenden Podologen mehrere Pflichtpraktika absolvieren, u. a. in der Dermatologie, Orthopädie, Gefäßchirurgie und Diabetologie. Als Praktikantin hatte Huber derart von sich überzeugt, dass sie seither in einer Podologie-Praxis an einem Nachmittag in der Woche, an dem die Großmutter die Kinderbetreuung übernimmt, arbeitet und so zusätzlich Praxiserfahrung außerhalb des BFW sammelt.

Die dreijährige Ausbildung im BFW hat Huber bald geschafft. „Die berufliche Rehabilitation zur Podologin ist eine super Chance, um wieder Fuß im Arbeitsleben zu fassen“, sagt sie. Mit dem staatlichen Abschluss in der Tasche erwarten sie hervorragende Berufsaussichten, denn medizinische Fußpfleger werden händeringend gesucht. Als Expertin für die Gesundheit der Füße könnte Huber in Festanstellung in der Praxis weiterarbeiten, aber auch eine Selbstständigkeit kommt in Frage.

An der Berufsfachschule für Podologie starten die Kurse zeitgleich mit Beginn des bayerischen Schuljahres. Nächster Starttermin für den Teilzeit- und Vollzeitkurs ist der 13.09.2022.